DGPPN Kongress 2019: Session Individualisierte Sportpsychiatrie und -psychotherapie

29.11.2019    -   DGPPN Kongress 2019, Berlin

Session: S-181 Individualisierte Sportpsychiatrie und -psychotherapie
Chair: Karsten Henkel, Göppingen; Co-chair: Petra Dallmann, Heidelberg

Sportpsychiatrische Konzepte und individualisierte Therapie – der „Schweizer Weg“
Malte Christian Claussen, Zürich

Leistungsanspruch und psychische Gesundheit – die Sicht eines Fußballprofis
Martin Amedick, Paderborn

Grenzen von Aggressivität und Gewalt im Sport
Ute Habel, Aachen

Psychische Folgen von Traumata im Leistungssport – eine ethische Betrachtung
Thomas Wenzel, Wien


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Abstract: Leistungssport erfordert eine Fokussierung mentaler und somatischer Ressourcen auf ein übergeordnetes Wettkampfziel. Grundlegende individuelle basale Bedürfnisse nach geistiger und körperlicher Gesundheit und Unversehrtheit treten oftmals in den Hintergrund. Folgen können psychische Störungsbilder und Traumatisierungen sein. Die Arbeitsgruppe um Malte Claussen konnte durch systematische Arbeit und zentralisierte Strukturen in der Schweiz sportspezifische Störungsmuster identifizieren, individualisierte Behandlungspfade entwickeln und den Wissenstransfer in die universitäre Lehre einleiten. Die lokalen Erfahrungen können einen Modellcharakter für Versorgungsstrukturen in Deutschland darstellen. Auch 10 Jahre nach dem Suizid des Fußballnationaltorwarts Robert Enke sind psychische Erkrankungen bei Leistungssportlern ein aktuelles und mit Stigmatisierungen behaftetes Thema. Der frühere Fußballprofi Martin Amedick schildert aus eigener Erfahrung über den Umgang mit psychischen Erkrankungen im Sport, seinen Weg aus der Krise und Verbesserungsmöglichkeiten in der Versorgung. Aggressivität gehört zu den Grundtugenden und Skills im Wettkampfsport. Die Grenzen zur Gewalt sind oft fließend und partiell akzeptiert. Ebenso ist sexualisierte Gewalt im Sport ein unterschätztes Thema. Ute Habel beleuchtet anhand eigener Forschung zu Motivationen und Kontrollmechanismen von Aggressivität sportspezifische Aspekte, auch unter einer Genderperspektive. Fehl- und Mangelernährung, kurz- und langfristige körperliche Schädigungen, Erschütterungen des Gehirns, Folgen leistungssteigernder Pharmaka und Doping sowie psychische Traumatisierungen werden in Kauf genommen, um kurzfristige Hochleistungen zu erreichen. Welche individuellen Motivationen, Erwartungen und Folgen finden sich bei Athleten? Bis zu welchem Ausmaß kann die Gesellschaft diese Auswüchse im Sport akzeptieren? Thomas Wenzel stellt ethische Betrachtungen unter Berücksichtigung eigener wissenschaftlicher Arbeiten vor.

Nächste Mitgliederversammlung und 1. Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Sportpsychiatrie und -psychotherapie, SGSPP

Schweizerische Gesellschaft für Sportpsychiatrie und -psychotherapie SGSPP